Von der Ardéche in die Camargue

Von der Ardéche in die Camargue

Roadtrip Südfrankreich – Tag 5

Ein wechselvoller Tag – Von der Ardéche in die Camargue

Die Nacht auf dem schönen Stellplatz in Aiguéze war sehr ruhig. Der Sonnenaufgang war nett, aber nicht spektakulär. Ich beschließe, es ganz ruhig angehen zu lassen und packe fürs Frühstück erst einmal Stuhl und Buch aus. Ich will heute eigentlich nicht sehr weit fahren, vielleicht zum Pond du Gard und nach Avignon. Ich habe ja noch Zeit, bis ich am Montagmittag in Toulouse sein muss, um meinen Freund am Flughafen abzuholen. 

Bevor ich starte ein Blick auf die Karte … Ach, was ist denn das da? Eine Abtei. Sowas ist ja immer interessant. 10 km … Okay, die nehme ich mit. Und stehe kurz darauf im ehemaligen Kloster Chartreuse de Valbonne. Es wurde schon vor langer Zeit als Kloster aufgegeben und dann als Lepra-Station und später Krankenhaus benutzt. Für 5€ kann man es besichtigen. Ich bin ganz allein in der Anlage, die schon ein wenig Lost Place Charakter hat. Aber ich kann mir vorstellen, was die Mönche bewogen hat, sich hier niederzulassen. Eine ganz besondere Kraft und Stärke geht von der Erde aus. Sehr gut, das kann ich gerade brauchen.

Auch der Rosengarten ist zwar klein, aber sehr schön. Und die Katzen, die hier gefüttert werden, stehen gerne Modell. Zum Abschluss noch eine kleine Weinverkostung in der Boutique,  zum Gut gehören riesige Weinfelder. Der Rosé ist oberlecker und zwei Flaschen müssen mit.

Okay, es ist schon 12 Uhr, auf zum Pond du Gard. Aber auf welche Seite und wo parken und wo dann übernachten? Also noch ein bisschen Recherche bei Maps. Oh, was ist denn dort für eine Markierung? Herrje, die herrlichen fotogenen Cascades des Aigiueres hab ich ja ganz vergessen. Ich hatte es mir bereits zu Hause als Fotospot markiert, nachdem ich ein Bild davon gesehen hatte. Blöderweise liegt es eher südwestlich von hier und nicht direkt südlich, wie Avignon. Naja, vielleicht schaffe ich ja beides ….

Gaaaanz blöde Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Zunächst cruise ich an einer zauberhaften Landschaft entlang. Verpasse einen hübschen Wasserfall zu meiner Rechten, weil ich zu spät reagiere und dann nicht wenden kann. Passiere nette mittelalterliche Dörfer an einem Flüßchen. Doch dann schickt mich das Navi irgendwie im Zick-Zack über einen Bergrücken. 20 Kilometer nichts als undurchdringlicher Wald und nicht eine Menschenseele … Muss man mögen. Ich mag lieber freie Blicke und atme auf, als es auf der anderen Seite wieder hinunter geht und es eine Aussicht gibt. Die fällt auf das hübsche Örtchen Lussan auf einer Bergkuppe. Danach wird es aber erst richtig doof. Der Erfinder des Rollsplits müsste zur Strafe mal eine Woche lang auf so einer Straße, auf der ich jetzt für ca. 5 km im Schritttempo unterwegs bin, hin und her fahren. Das arme Auto … Doch endlich ist es überstanden. Wo sind denn nun diese Cascaden? Der Weg scheint schwierig. Mal zeigt das Navi noch 5 km, dann plötzlich wieder 15. Ich schaue nochmal genauer und entscheide mich für einen Parkplatz, der schon ganz in der Nähe ist. Ausgeschildert ist hier nichts. Ohne Informationen käme man nicht auf die Idee, hier zu parken. 

Steil soll der Weg sein, sagt ein Kommentar in Maps, aber lohnenswert. Na gut, auf gehts. Ich nehme die Stöcke mit, auf dem steinigen Weg, und natürlich Kamera und Stativ. Ist ja schließlich fließendes Wasser, dass sich dann in smaragdgrünen Gumpen sammelt. Da muss eine Langzeitbelichtung sein. Nach gut 2 Kilometer stehe ich am steilen Abhang, den es gilt, hinunter zu steigen – und sehe, dass kein Wasser fließt. Es schimmert zwar etwas grün hier und da, aber mehr nicht. Und dafür soll ich in der Sonne jetzt da hinunter steigen? Und vor allem dann wieder hinauf 😉 Ne, ne. Das ist zu viel. Also wandere ich nach einer kleinen Rast mit der schönen Aussicht wieder zurück. Tja, außer Spesen … oder so.

Jetzt noch zum Pond du Gard? Es ist schon nach 15:00 Uhr. Und es ist warm in der Sonne. Und mir ist nach Meer. Wie weit ist es denn noch in die Camargue? 2 Stunden Fahrt … Okay, by by Viadukt und Avignon, auf viele Menschen habe ich eh keine Lust. 

Ich peile zunächst einen Parkplatz 30 km oberhalb der Küste an einem Kanal an, den ich bei Park4Night entdecke. Erst einmal ein Ziel haben. Direkt im Naturpark der Camargue darf man ja sicher eh nicht übernachten. Der Parkplatz ist dann auch gar nicht übel, sogar eine kleine Bank am Wasser gibt es. Allerdings keine Aussicht und die Straße recht dicht daran. Ich ruhe mich erst einmal aus und lege die Füße hoch. Und dann kommt ein größeres Womo und fährt doch glatt den Feldweg am Ende des Parkplatzes rein, der direkt am großen Kanal entlang geht. Nicht schon wieder … Gibt es da etwa noch schönere Plätze?

Ich schaue um die Ecke. Nicht mehr zu sehen, das Auto. Es muss also wirklich da lang gefahren sein. Hm, sieht schon etwas unwegsam aus …

Nachdem ich noch eine kleine Runde mit dem Auto in Richtung der Wasserflächen in der Nähe gedreht habe und die ersten Flamingos und schwarzen Stiere sah, wage ich mich doch auch auf diesen Weg. Gucken kann man ja mal. …. Diese Neugier sollte noch richtig in Stress ausarten. Der Weg wurde derart schlecht, mit tiefen Löchern und Spurrinnen, dass ich mit schweißnassen Händen doch etwas Angst um das Auto hatte. Im Schritttempo ging es voran. Ich habe vorher in der Satellitenansicht geschaut und nach ca. 3 km standen dort vor einer Brücke etliche Autos. Das müsste ja also das Ende sein und zur Not könnte ich über diese Brücke ja auch wieder raus. Wenden war eh keine Option. Also weiter … Irgendwann steht links das andere Womo. Rechts ist der Kanal. In der Mitte der Weg, der immer schlechter wird. Ich passiere zwei Möglichkeiten zum Anhalten. Aber hier könnte ich nicht ruhig schlafen, ohne zu wissen, ob ich hier wieder rauskomme … Also weiter. Tiefere Löcher, Büsche bis weit in den Weg, die am Lack kratzen. Shit … Doch dann kommt eine Stelle mit so fantastischem Blick auf das Wasser samt Flamingos, dass ich doch anhalte. In der Ferne ist auch schon die Brücke zu sehen. Okay, hier bleibe ich jetzt, was solls. 

Es ist wunderschön hier und ich genieße eine fantastischen Sonnenuntergang, während neben mir die Nutrias rufen und mampfen und die Flamingos laut palavern. Camargue, wie man sie sich so vorstellt. Doch dann im Bett finde ich keine Ruhe. Ich hatte keine Lust mehr den Blog zu schreiben, weil ich so müde war und schlafen wollte. Doch es geht nicht … Zu allem Überfluss stelle ich bei neuer Recherche dann fest, dass die Brücke da vorne eine Fahrradbrücke ist – und ich doch wieder den ganzen Weg zurück muss. Und überhaupt, bin ich hier schon im Naturschutzgebiet? Herrje, so richtig entspannt bin ich nicht. 

Die Sterne funkeln zum Fenster herein und so stehe ich halb 1 wieder auf und gehe fotografieren. Oh, ist das herrlich. Nur der Biolärm rundum … Wenn ich nicht wüsste, dass es die Nutrias sind, die diese Geräusche machen, würde ich mich schon gruseln. Es müssen auch noch mehr Flamingos geworden sein, ich höre sie schnattern. Leider stehen sie etwas weiter rechts. Milchstraße mit Flamingos, das wäre es doch gewesen. Aber zumindest einen Reiher habe ich mit im Bild. Dann läuft etwas Größeres mit langem Schwanz durchs Wasser. Erstaunlich, ich habe überhaupt keine Angst mehr im Dunklen, im Gegensatz zu früher. Es schaudert mich mehr, wenn Autos oder Menschen vorbeikommen, als bei all dem Getier.

Nach einer Stunde krieche ich wieder in meine kuscheliges Bettchen und schlafe dann doch noch etwas. Um 6 klingelt ja der Wecker zum Sonnenaufgang. Zu diesem stehen dann die Flamingos direkt vor mir und ich genieße die Stimmung in vollen Zügen. Aber dann nix wie weg hier, ich will es hinter mir haben. Der Weg zurück geht dann besser als befürchtet, aber  ich hoffe, ich bin nun ein für allemal geheilt  von „nur mal gucken” und fahre nie wieder solche Wege rein. Denn schon in Italien hat mir das kürzlich eine sehr brenzlige Situation beschert, als es an einer matschigen Anhöhe partout nicht weiterging und ich, neben einem steilen Abhang, weit rückwärts fahren musste. Oder kaufe mir doch noch einen Jeep. 😉 

Alles in allem hat mir dieses Abenteuer aber ein großes Geschenk bereitet, denn das hatte ich mir gewünscht: Irgendwo direkt am Wasser stehen und Flamingos fotografieren. Vielleicht sollte ich besser auf meine Wünsche achten. 🙂 Bitte habt Verständnis dafür, dass ich den Platz, an dem ich war, nicht genauer bezeichne. Das ist wirklich absolut nicht zur Nachahmung empfohlen.

Zum Frühstück fahre ich dann erst einmal direkt ans Meer. Ich finde einen Parkplatz mit freiem Blick auf den Strand hinter Saintes-Maries-de-la-Meer und mache mir einen gemütlichen Vormittag. Übernachten kann man hier aber leider nicht, es gibt überall Parkverbote für Wohnmobile. Meins ist zwar keines, aber ich habe keine Lust, nachts geweckt zu werden oder Strafe zu zahlen. Heute brauche ich mal guten Schlaf. 

PS: Die Bilder sind in umgedrehter Reihenfolge, leider bekomme ich das nicht anders hin

 

 

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