Im Katharerland

Im Katharerland

Rundreise in Südfrankreich – Tag 11-14

Einen Bericht über mehrere Tage in dem Stil zu verfassen, den ich bisher hatte, ist nicht so einfach. Zu vielfältig die Eindrücke, zu intensiv die Tage. Darum kam ich auch nicht zum Schreiben. Ich will also versuchen, mich kurz zu fassen und auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auch das ist eine Art Lektion für mich. 😉 Wenn dich eine der Locations nicht interessiert, kannst du auch gleich zur nächsten Überschrift  scrollen. Es gibt vier davon.

Nach Montségur, Puivert und Bugarach

Wir verlassen spät am Morgen den schönen Platz mit der weiten Aussicht und machen uns auf den Weg Richtung Montségur. Es ist die Hauptburg der Katharer Bewegung gewesen und eigentlich wollten wir ja zuerst dorthin. Aber die Heilung und Transformation in Lourdes war wohl vorher notwendig. Diesmal entscheiden wir uns für den direkten Weg und machen nur einen kleinen Einkaufsstopp zwischendurch. Übrigens finden sich vor vielen großen französischen Supermärkten offene Stationen mit Waschmaschinen und Trocknern. Das kann interessant sein, wenn man längere Zeit unterwegs ist, so wie ich, ohne Campingplätze zu nutzen.

Wir finden einen schönen Platz, an dem wir auch über Nacht bleiben können, direkt mit Blick auf die Burgruine. Aus dieser Perspektive sieht die Burg aus wie ein Damenhut :-). Mit Blick auf die Wettervorhersage entscheiden wir uns noch heute für den Aufstieg. Gleich zu Beginn ist der Platz zu passieren, an dem im Kreuzzug gegen die Katharer mehr als 200 Menschen den Flammentod fanden. Ich stehe eine Weile hier, denn ich habe eine Art „Feuertrauma“ in mir und vielleicht kann es ja hier ein bisschen mehr gelöst werden. Ich habe denn auch spontan eine sehr interessante Einsicht darein, wie Heilung geschehen kann. 

Die Burg selbst ist dann für uns gar nicht so speziell wie erwartet. Aber es gibt eine schöne Aussicht und wir streunen eine Weile herum. Mein Freund wird am nächsten Morgen dann seinen „Herzensplatz“ hier unten beim Dorf finden, bevor wir unsere Reise im Land der Katharer fortsetzen.

Es regnet, mal wieder. Es fällt ein wenig schwer in das Gefühl zu kommen in Südfrankreich zu sein, denn es hat nur um die 12 Grad und in der Ferne grüßen die schneebedeckten Berge. Nächster Stopp soll Bugarach sein. Ein kleiner Ort und ein berühmter Berg, in dem 2012 sogar die Arme anrücken musste, um die Leute zu beruhigen, die dort die Endzeit überleben wollten. Auf diesem „Trip“ sind wir natürlich nicht, aber die ganze Gegend ist schon irgendwie speziell. 

Unterwegs die Quelle Fontestorbes. Sehr beeindruckend, wie eine Menge Wasser direkt aus dem Berg sprudelt. Und dann passieren wir unvermutet die Burg Puivert. Dort muss natürlich auch ein Stopp gemacht werden. 5 kassiert der Wächter am Eingang und schon sind wir drin, im historischen Ort. Der Musiksaal, in dem sich einst die Troubadoure versammelten, ist durchaus beeindruckend und wir versuchen ein wenig unsere Stimmen zu trainieren. Ich hab da mitunter noch die eine oder andere Blockade … 

Es ist schon spät, als wir den ersten Blick auf den mysteriösen Berg werfen können, doch der ist beeindruckend. Der Berg sieht aus dieser Perspektive aus wie eine Kathedrale und die langsame Fahrt über die schmale Straße hat etwas sehr Meditatives. Dann geht es um eine Kurve und ich sehe unvermittelt so etwas wie Wetterleuchten oder einen Blitz direkt vor mir. Sehr hell und sichtbar. Wow, was war das? Mein Partner sieht es nicht, denn er schaut gerade nach rechts. Später lese ich, dass seltsame Lichterscheinungen hier relativ oft passieren und bin beeindruckt. 

Den Berg zu ersteigen scheint uns unter diesen Wetterbedingungen nicht ratsam. Es regnet immer wieder und Felsen und Wege sind klitschnass. Aber wir finden einen schönen Stellplatz mit Blick direkt auf den Berg und genießen es von hier. 

Ich kann nicht recht schlafen und „daddele“ ein Weile am Handy. Dann jedoch schlafe ich wieder ein. Als ich nach einer Weile wieder aufwache ist mein Freund wach und meint, er kann nicht mehr schlafen. Da stand jemand, als ich das Handy an hatte wohl direkt am Auto und hat versucht hinein zu schauen. Er hörte Schritte, die sich dann entfernten, als das Licht aus war. Ein wenig merkwürdig, aber wir fühlen uns hier nicht mehr sicher. Also los. Gut, dass es in dem Auto einfach ist loszufahren, ohne groß etwas umzuräumen. Im Schlafzeug folge ich der schmalen Straße und finde nach ca. 2 km einen Platz am Straßenrand wo wir stehen können. Besser, viel besser. Und zu unserer großen Überraschung bietet dieser Platz am Morgen, als es hell wird, auch die viel bessere Sicht auf den speziellen Berg. 

Die römische Brücke und Rennes-le-Bains 

Auf der Karte entdecke ich eine römische Brücke nicht weit entfernt. Was für eine interessanter Fotospot. Können wir bitte eine kleine Wanderung machen? Ein netter Hund, der dort zu wohnen scheint, zeigt uns den Weg und begleitet uns die ganze Zeit. Die Brücke und das Tal erweisen sich als einer der schönsten Orte, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Imposant, wie sich der kleine Bach in die Felsen gegraben hat. 

 

Wieder zurück am Auto machen wir uns auf nach Rennes-le-Bains. Von der interessanten Umgebung des Ortes, die viele spirituelle Leute anzieht, mal abgesehen, ist uns auch nach einem Bad in der dortigen warmen Quelle. Diese erweist sich als gar nicht sooo warm und eine Menge Algen sind auch im Badebecken. Dennoch ist es ein schönes Erlebnis, direkt am Fluß unter dem warmen Wasserstrahl zu stehen – und es erspart uns wiederum den Besuch des Campingplatzes, denn nun haben wir ja geduscht. 🙂 Der freie Badeplatz findet sich am Ende des Ortes, wenn man nach dem Schwimmbad ins Flusstal hinunter geht und dem Weg flussabwärts folgt. 

Auf dem kleinen Platz des Ortes gibt es auch ein nettes Restaurant und wir können endlich mal einkehren. Denn meistens landen wir in Ortschaften, wenn alles geschlossen ist. Es ist einfach ungewohnt für uns, dass die Lokale und Geschäfte 14:00 Uhr schließen und erst 18:00 Uhr wieder öffnen. 

Wir würden gerne eine der vielen Höhlen hier aufsuchen, finden aber keinen rechten Anhaltspunkt wohin. Aber der Nachmittag ist noch jung und so fahren wir weiter Richtung Rennes-le-Chateau. Vorher ist noch etwas in einer Apotheke zu besorgen, was sich zum Samstag gar nicht so einfach erweist. In Espéreza werden wir jedoch fündig und auch ein frisches Baguette ist schnell noch gekauft. So nebenbei entdecken wir einen interessanten Wohnmobilstellplatz direkt am Fluss.

Doch erst einmal geht´s hinauf in den berühmten Bergort. Kurz vor der Abzweigung dorthin eine kleine Straße nach links. Ein schneller Blick und schwupps folge ich mal wieder meiner Intuition und biege dort hinein anstatt nach rechts. Eine wunderschöne Landschaft eröffnet sich uns mit blühenden Wiesen auf einer Hochebene. An der höchsten Stelle, ein echter kleiner Pass, findet sich auch eine Parkbucht. Vielleicht Plan B für die Nacht …

Rennes-le-Chateau ist in viel besserem Zustand als die meisten der Orte, die wir bisher gesehen haben. Es scheint einen Einfluss von Leuten aus anderen Ländern zu geben und mehr Touristen. Das macht einen Unterschied. In dem esoterischen Buchladen gibt es eine Menge Bücher in englisch und deutsch. Und die größte Auswahl an Engel- und Tarotkarten aller Couleur, die ich je gesehen habe. Leider alle in französisch. In einem anderen der kleinen Läden will doch tatsächlich ein Pendel gekauft werden. Ich fasse es nicht. Ich habe seit zwanzig Jahren nicht mehr mit dem Pendel gearbeitet, aber das hier will unbedingt mit. 🙂 Na gut, es wird schon seinen Sinn haben … 

In vielen anderen Orten hatten wir oft den Eindruck, niemand will wirklich etwas verkaufen oder Touristen haben. Die Läden und Restaurants wirken teilweise richtig abweisend oder man muss den Eingang regelrecht suchen. Aber hier ist alles wirklich einladend hier und bummeln macht Spaß. 

Doch es wird spät und auf dem Parkplatz des Ortes darf man leider nicht übernachten. Wir haben auf der anderen Seite des Tales eine Höhle entdeckt. Vielleicht ist das ja unsere? Auf einer Panoramakarte ist diese denn auch verzeichnet. Vielleicht kann man dort in der Nähe übernachten? Wir fahren eine Weile herum, doch es ist nicht möglich mit dem Auto dorthin zu gelangen. So wird es dann eine sehr ruhige – verregnete – Nacht auf dem schönen Platz am Pass. Und in der Ferne ist sogar der merkwürdige Bugarach zu sehen. 

Zur Höhle der Maria Magdalena

Am Morgen lässt der Regen etwas nach und wir starten gemütlich in den Tag. Der Gedanke an die Höhle lässt uns jedoch nicht los und nach einiger Recherche entdecken wir, dass dies wohl die Höhle ist, in der auch Maria Magdalena nach ihrer Ankunft hier verweilte. Das passt doch, wir sind ja auf der Suche nach einem meditativen und energetisch “netten” Platz. Der Zugang, den wir gestern gefunden hatten, wäre möglich, verbunden mit einer kleinen Wanderung bergauf. Aber vielleicht kommt man ja von der anderen Seite näher heran? Von Espéraza aus geht eine schmale Straße hinauf auf das Plateau. Aber an einem Bauernhof ist dann doch Schluss. Durchfahrt verboten. 

Also bleibt das Auto hier und wir wandern durch eine wundersame Landschaft voll blühender Blumen und roter Erde. Es wird auch das Tal der Farben genannt und das verwundert überhaupt nicht. Auf der anderen Seite grüßt Rennes-le-Chateau von seinem Bergsporn aus. Nach knapp 2 km werden die Pfade schmaler und dann öffnet sich plötzlich der Blick nach unten etwas. Wow. Wie wunderschön ist es hier. Die Höhle selbst scheint eine Öffnung nach oben zu haben und wir können von hier aus hinein sehen. Fühlt sich sehr gut an, schon hier oben. 

Wir folgen den Trampelpfaden hinunter zum Eingang und sind froh, die Stöcke mitgenommen zu haben, denn es ist sehr glitschig und schmal. Unten finden wir dann zwei Höhlen vor. Die große, die wir auch von weitem gesehen haben, und eine kleinere, in der man sich vorkommt wie im Mutterleib. Der Weg nach draußen dann eine kleine Geburt. 

Ein wunderschöner Ort, in seinem Gesamtheit, und wir verweilen lange und finden Zugang zu tiefen Gesprächen. Aus dem geplanten “mal gucken” sind so schnell drei Stunden geworden und wir wollen die Geduld des Bauern mit unserem vor seinem Hof geparkten Auto nicht überstrapazieren und wandern langsam und schweigsam zurück.

Zurück am Auto sind wir sehr müde, da scheint mehr innerlich zu passieren, als uns bewusst wird. Also wird heute nicht mehr viel rumgefahren und wir steuern den Wohnmobilplatz in Espéraza an. Da ist so gut wie nichts los, außer uns nur noch ein weiteres Mobil, und das Wetter meint es auch halbwegs gut. So können wir endlich mal Tisch und Stühle auspacken und genießen den Abend mit Blick auf den Fluss. 

Nach Carcassonne

Es regnet die ganze Nacht und unsere draußen verstauten Stühle sind natürlich klatschnass. Dumm gelaufen, aber sie werden schon während der Fahrt wieder trocknen. Endlich kann ich mal den Zuheizer für den Fahrgastraum nutzen 😉

Bei dem Wetter macht Landschaft keinen Spaß und wir fahren nach Carcassonne. Die imposante Festungsstadt hatte ich ja schon auf der Anfahrt von weitem fotografiert. Auf dem Weg dahin passieren wir Limoux. War da nicht was …. Es findet sich eine Basilika mit einer schwarzen Madonna auf einem Hügel. Einer der beeindruckendsten Kirchen seit langem, mit wunderschönen Statuen, unter anderem von Maria und Jesus. Dieser Platz ist wirklich ein Highlight und einen Abstecher wert. Sie heißt Notre-Dame-de-Marceille.

Nun auf nach Carcassonne, sonst machen die Läden wieder zu … Schnell ist ein Parkplatz am Fuße der Festung gefunden. Wir steigen hinauf, auch mit der Absicht, mal wieder einkehren zum Essen. Es finden sich denn auch eine Menge Lokale. Wahrscheinlich landen wir im touristischstem von ihnen, denn der Aperol Sprizz kostet 9,50 € … Aber was solls, man sitzt gut hier im Regen unterm Dach und wir möchten die Zeit auch nutzen um ein bisschen was zu schreiben. Ich probiere die lokale Spezialität, eine dicke Suppe aus weißen Bohnen mit Wurst und Hühnerschenkel. Sehr lecker, aber eher etwas für schwer arbeitende Bauern als für “Vanlifer”. Ich hoffe, die Bohnen werden sich nicht in der Nacht rächen 🙂 Ansonsten zieht uns nichts so recht an hier in Carcassonne und wir machen uns wieder auf, raus in die Natur. 

Dank Google Maps ist dann auch schnell ein kleiner See ausgemacht in ca. 20km Entfernung mit einem Picknickplatz. Bingo. Das passt, hier können wir bleiben. Und sogar ein bisschen in der nun scheinenden Sonne liegen. Beim Gesang der Vögel klingt der Tag aus und ich komme endlich dazu, diesen Blog zu schreiben. 🙂 

 

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2 Replies to “Im Katharerland”

  1. Liebe Britta! Ich habe am Wochenende einen Film gesehen, der in der Gegend gedreht worden sein muss, denn gerade die letzte Burg kommt mir doch sehr bekannt vor… Schön mit Dir zu reisen. So kommen Holger und ich doch noch nach Südfrankreich dieses Jahr, wenn auch nicht an die Cote d’Azur
    Gute Weiterreise und liebe Grüße aus der Heimat! Claudia

    1. Ganz herzlichen Dank liebe Claudia. Die Gegend ist unbedingt eine Reise wert. Die Burgen laufen ja nicht weg 🙂

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