Reiseblog Tag 4
Ins Verzasca Tal im Tessin
Ihr fragt euch bestimmt, warum ich mich bei einer Reise die „…nach Frankreich“ heiĂt immer noch in Italien rumtreibe. Und heute sogar wieder in der Schweiz. đ Ich hatte beschlossen, drei Tage am Lago Maggiore abzuwarten, wie es meiner Mutti so geht. Und es ist ja auch wirklich herrlich hier. Da könnte man auch den ganzen Urlaub verbringen.
Die Nacht habe ich wieder auf dem schönen Platz direkt am Wasser verbracht. Aber gut geschlafen habe ich nicht. Erst hatte ich mit Erstaunen registriert, dass es vollkommen aufklart und die MilchstraĂe genau lĂ€ngs ĂŒber dem See stehen wird. Also Wecker auf halb eins gestellt und ein bisschen vorgeschlafen. Aber um zwölf war ich schon wieder wach. Leider alles voll Wolken. Also nach einem Handybild wieder eingekuschelt. Bis um zwei. Da war ich schon wieder so munter, dass ich hĂ€tte aufstehen können. Ist es mir etwa jetzt schon zu warm ⊠das kann ja was werden in Frankreich.Â
Ich wollte aber sowieso sehr zeitig ins Verzasca-Tal auf der Schweizer Seite starten. Dort gibt es eine RömerbrĂŒcke, schöne WasserfĂ€lle und vor allem den Fluss mit seinem Felsen und Strudellöchern. Ein Fotografentummelplatz. đ Also hab ich mich nicht mehr gewehrt, als ich kurz vor 6 wieder wach war und fix Kaffee gekocht.
Bevor ich in die Schweiz fahre und das Netz abschalte schreibe ich Mutti noch schnell eine WhatsApp. Oh, sie ist schon wach. Also fix angerufen. Ach herrje, sie hatte eine ganz schlimme Nacht ⊠Aber was soll ich tun. Mit schlechtem Gewissen fahre ich weiter und verspreche, mich zu melden, sobald ich zurĂŒck bin. Aber die Leichtigkeit, die sich gestern wieder eingestellt hatte, ist erstmal dahin. Ich merke sogar, dass ich relativ lustlos fotografierend durch das Flussbett stiefele, als ich an der BrĂŒcke ankommen bin. Dabei ist es wirklich sehr schön hier. Es ist zwar relativ wenig Wasser im Fluss, und er sieht auch nicht ganz so grĂŒn aus wie auf den Bildern. DafĂŒr kommen aber die Felsstrukturen herrlich heraus. Was es da alles fĂŒr Muster und Formen gibt. Hier könnte man ewig rumspazieren. Ich bin aber leider doch etwas spĂ€t dran und das schönste Licht ist schon dahin. AuĂerdem kommen so ab um 8 immer mehr Leute. Das macht mir dann auch keinen SpaĂ mehr.
Eine sehr schöne Stelle entdecke ich noch auf der RĂŒckseite der BrĂŒcke. Da hĂ€tte ich mal zuerst hingehen sollen, dann hĂ€tte ich jetzt BrĂŒcke mit Sonnenstern! Aber so ist das eben, an einem Spot an dem man noch nie war. Da muss man erst einmal sondieren und verpasst vielleicht das beste Bild. Ich finde ehrlich gesagt auch die Kirche mit dem Berg dahinter und dem Fluss davor fast schöner als die berĂŒhmte BrĂŒcke. đ
Aber nun hab ich wirklich genug hier. Das Tal geht ja noch weiter. Die ParkplĂ€tze sind ĂŒbrigens ausnahmslos alle kostenpflichtig. Es ist gut, Kleingeld dabei zu haben. Nicht alle Automaten funktionieren mit Karte. DafĂŒr mit Easypark. Das ist nett, nĂŒtzt mir nur nichts, wenn das Datenvolumen hier so immens teuer ist.
Viel mehr Worte möchte ich ĂŒber den weiteren Tag auch gar nicht verlieren. Da sind die Bilder viel aussagekrĂ€ftiger. Vielleicht noch als Tipp, denn ich habe es selbst leider nicht gemacht: Man kreuzt irgendwann den Fluss. Gleich danach ist links ein Parkplatz. Dort parken, ĂŒber die BrĂŒcke gehen und auf dem Weg direkt am Fluss entlang zum nĂ€chsten Ort flussaufwĂ€rts wandern. Das scheint mir wirklich der schönste und interessantes Abschnitt zu sein.
Und wenn ich nicht wieder zurĂŒck nach Italien gemusst hĂ€tte, um mit Deutschland zu telefonieren und Datennetz zu haben, hĂ€tte ich wahrscheinlich ganz hinten in Sonogno ĂŒbernachtet. Das ist offiziell erlaubt. Kostet zwar 24 Franken, aber es ist wirklich schön da und es gĂ€be noch vieles zu entdecken. Allerdings, sobald es den Berg hoch geht, und das tut es sehr bald, sollte man halbwegs fit sein. Das ist immens steil hier. Wie anscheinend alles in der Gegend.Â
Noch ein Abschiedsbild von ein paar Strudeltöpfen der Verzasca und dann geht es zurĂŒck an den See. Unten sind 26 Grad. Ui, da werde ich zur Belohnung doch glatt noch ins Wasser hĂŒpfen. Das ist zwar noch recht kĂŒhl, aber super erfrischend, wenn man einmal drin ist.
Essen gehen möchte ich heute auch mal. Die Promenade in Cannobio bietet ja genug Auswahl. Leider ist alles rappelvoll. Und ich scheine der einzige Mensch zu sein, der allein unterwegs ist ⊠Da haben die Orte eine MarktlĂŒcke noch nicht erkannt: Abendbegleitungen vermieten fĂŒr alleinreisende CamperInnen đ Na gut, dann eben nicht das Restaurant wo der Fisch so lecker aussieht. Denn zu fragen, ob ich mich irgendwo dazu setzen darf, wenn Leute essen habe ich dann doch nicht drauf. In der Pizzeria weiter vorn war noch etwas frei. Und das ist es zum GlĂŒck auch noch, als ich wieder komme. Aber was ist das jetzt .. Ăber eine halbe Stunde werde ich ignoriert. Das kann ich ja leiden. Kenne ich bisher nur von den Kanaren sowas. Da ist man als Frau allein im Restaurant stĂ€ndig Luft. Als ich es endlich geschafft habe mich bemerkbar zu machen geht es aber flott und auch freundlich. Hach, der erste Aperol Sprizz des Sommers . Leeeecker. Im Gegensatz zu der Pizza. Die ist keine weiteren Worte wert.
Ein feines Eis zum Trost auf dem Weg zum Auto. Und nun habe ich es mir gemĂŒtlich gemacht, tippe diese Zeilen und hoffe, dass das Konzert da drauĂen nicht bis Mitternacht geht. Bei dem LĂ€rm kann ich ja nichtmal einen Film schauen. Aber es ist eine herrlich laue Nacht. Und morgen werde ich aber ein StĂŒck weiter fahren. Richtung Frankreich. Mal sehen, wie weit.Â