Kroatien Tag 17
Resümee eines wasserreichen Tages.
Der Morgen begann mit einem Tränenmeer. Und passend dazu zieht ein Gewitter auf und der Himmel beginnt zu weinen. Doch ich wäre nicht ich, und hätte wahrscheinlich auch meinem Beruf als Therapeutin verfehlt, wenn ich mich nicht ziemlich schnell wieder eingekriegt würde. Und wie es immer so schön passend ist, ist just da auch das Gewitter vorbei und die Sonne taucht die frisch gewaschene Landschaft in ein strahlendes Licht. Ich fühle mich (innerlich) noch nicht ganz frisch gewaschen, aber immerhin bereit für einen schönen Tag. 😁
Der Kaffeekocher freut sich über den bisher schönsten Platz und ich mich über mein gemütliches Plätzchen im Auto. Ein bisschen Lesen zum Kaffee, ein bisschen Schreiben mit meiner Freundin in Dresden, ein bisschen Arbeiten am Skript eines Podcast, zu dem ich eingeladen bin. Da merke ich, dass der innere Prozess von heute morgen noch nicht ganz durch ist. Na prima… Aber es passt auch zum Thema, denn der Podcast heißt „Erfolgreich scheitern“ und ich soll etwas dazu erzählen, wie die Spiritualität mir in Krisen geholfen hat.
Also lerne ich noch ein bisschen was – mal wieder – am eigenen Leib und schreibe meine Gedanken dazu gleich auf. Und dass ich diesen tiefen Prozess hier heute an diesem Platz durchleben darf, ist nur ein weiteres Zeichen von innerer Führung. Das Wetter passt, es ziehen immer wieder Gewitter durch, es liegt vor mir die weite Bucht mit dem Wasser, den sanften Wellen. Ich schaue auf eine kleine Kirche, und es liegen die hübschen Inseln davor. Inseln im Meer, so wie auch wir nur Inseln im Göttlichen sind, Verkörperungen des großen Einen, das doch insgesamt nur ein Körper ist …
Einige Erkenntnisse weiter und wieder etwas leichter in Herz und Hirn, ist mir nach ein wenig Bewegung und ich breche auf zu einer Umrundung der Bucht an der ich stehe. Ein merkwürdiger Ort ist das hier. Die Boote schaukeln auf den Wellen, aber die Betonstege sind ziemlich desolat und auf der Landseite gibt es einige verfallene Gebäude. Müll liegt teilweise herum und etwas Morbides zieht sich diesen Strand entlang. Alt und neu liegen direkt nebeneinander. So, wie auch wir uns manchmal wie ein gestrandeter Kahn fühlen – und dann wieder wie ein Schnellboot 😜.
Ich wandere weiter, und bin schnell viel zu warm angezogen, als die Sonne die Oberhand über die Wolken gewinnt. Das Dorf auf der anderen Seite der Bucht entpuppt sich dann als riesige Hotelanlage. Kein Wunder, dass die „Kirche“ in der Karte nicht zu finden war. Tja, wie das eben so ist mit den Illusionen. 😜 Ein Eis bekomme ich hier jedenfalls genauso wenig wie „himmlischen“ Beistand. Dafür eine freie Liege am Strand Wieder zurück am Auto vermeldet das Handy 10.000 Schritte. Prima, hätten wir as auch abgehakt für heute. 🤭
Ich habe kein Problem damit, heute mal nichts weiter zu tun, nichts zu erleben oder zu erkunden. Es ist eher ein Tag des Inneren als des Äußeren. Aber etwas Leckeres zu Essen gehen Abend, das wäre schon nicht schlecht. In die große Stadt zieht es mich aber nicht, dass wäre irgendwie unpassend für das zarte Gleichgewicht und die energetische Offengeit, die ich mir grade erarbeitet habe. Also gebe ich mal Primošten ins Navi ein. Das hatte jemand empfohlen und es sieht ganz vielversprechend aus auf der Karte. Es sind auch nur 22km.
Zunächst rolle ich aber hier in Brodarica mal noch direkt am Strand lang. Ja wirklich, men kann hier eine ganze Weile direkt an der Promenade entlang fahren, an der gerade noch fleißig gewerkelt wird. Nach einer Weile wird der Blick auf die autofreie Insel Krapanj frei. Die macht zwar auf der Weitwinkelaufnahme gar nichts her, weil sie so flach ist, sieht aber in echt richtig spannend aus mit der geschlossenen Häuserzeile direkt am Wasser.
Aber nun muss ich doch auf die Hauptstraße. Im nächsten Ort ein Hinweisschild zu einer Quelle… doch ehe ich es richtig sehe, bin ich schon vorbei. Aber frisches Wasser wäre gar nicht übel. Also will ich an der nächsten Kreuzung wenden – und rolle stattdessen schon wieder einen Berg hoch mit unbekanntem Ziel. Denn da unten war irgendwas ausgeschildert, was sich interessant anhörte 🙈. Es ist erstaunlich, wie schnell sich die Landschaft ändert und schon bald bewege ich mich durch von Steinmauern duchzogene Olivenhaine und von Ginster gelb erleuchtete Hänge. Ich gondele eine Weile durch die Berge und genieße das Unterwegssein. Die ausgeschilderte Sehenswürdigkeit finde ich nicht, dafür ein feines Plätzchen für den Mittagsschlaf.
Auf dem Weg nach Primošten lockt von weitem der Berg links daneben. Auf diesem wurde in den 90er Jahren eine moderne Mutterstatue errichtet, die auf die Stadt schaut. Da will ich zuerst hin. Aber oh Schreck: Da baut man einen modernen Pilgerort … und setzt jede Menge Handymasten nebst brummenden Generator daneben. Und eine Bar mit laufender Musik. Mehr Symptom unserer Zeit geht glaube gar nicht 🙈. Aber die Aussicht auf Primošten ist klasse.
Da geht es jetzt als nächstes hin. Vorher noch Wasser finden wäre nicht schlecht. Sicherheitshalber kaufe ich drei Flaschen im kleinen Laden. Damit könnte ich auf alle Fälle morgen hin. Parken kenn man relativ günstig direkt vor dem Stadttor. Man könnte da auch stehen bleiben, es gibt Tageskarten für 80kn.Aber ich glaube mir ist es zu eng hier und zu viele Leute.
So gehe ich eine Runde durch das Städtchen, das in sich geschlossen auf einer Halbinsel liegt. Es ist ganz nett, aber mir irgendwie zu „glatt geleckt“. Auf der Treppe zur Kirche erwartet mich ein Herz. Ja, ich weiß, es ist nur ein trockenes Efeublatt… Aber es liegt genau so da – und weit und breit ist kein Efeu zu sehen. Also darf es mit, wer lässt schon ein Herz links liegen 😉 Oben an der Kirche eine herrliche Ruhe. Lustigerweise ist an diesem engen, höchsten Punkt auch der Friedhof. Vielleicht wirkt der Ort deswegen irgendwie leblos, die haben ihre Toten auf dem Kopf . Aber wenigstens haben die hier eine gute Aussicht. 🤭
Ich steige auf der anderen Seite wieder hinab – und staune, wie hier die Brandung an die Felsen rauscht. Das erste Mal in diesem Urlaub hab ich das Gefühl am offenen Meer zu sein. Obwohl ich die „Badewannen“ ja sehe mag, muss ich gestehen 😁
Ich finde den auch am Ende der Runde ums Inselchen auf der Sonbenseite den perfekten Platz fürs Abendmahl. Eine recht einfache Konoba, aber mit Stühlen direkt am Wasser. Und Thunfisch haben sie auch. So lasse ich mich beim Genießen von der Gischt besprühen, die Wellen klatschen mitunter fast bis an Tisch. Das ist doch der perfekte Abschluß eines Tages, an dem die Wellen hoch schlugen. Schnell noch ein Selfie, so ein Heiligenschein steht mit doch gut, oder? 🤭
Und auch wenn hier der bessere Fotospot wäre zum Sonnenuntergang und zur Blauen Stunde, ich fahre zum Schlafen wieder an den Platz von gestern, da war so schön ruhig. Und es gibt Wasser auf drei Seiten. Mich vom Meer zu trennen wird mir schwer fallen, ich ahne es jetzt schon.