Kroatien Tag 9
Resümee eines kurvigen Tages
Die Nacht war gelinde gesagt … Mist. Nicht der Stellplatz, der war toll. Aber so gegen halb 12 kam ein Auto gefahren, bleibt direkt neben mir eine Weile stehen, dreht um und fährt wieder. Okay, das ist gruselig. 😬 Na gut, der Wecker steht eh auf halb 1, ich will Milchstraße fotografieren. Dann parke ich eben um, näher an die Häuser ran, dann muss ich auch nicht so weit laufen.
Die anderthalb Stunden am Strand mit der Milchstraße waren toll. So schön sieht man die Sterne bei uns eben nicht und das leise Plätschern der Wellen ist total beruhigend. 😇 Wieder am Auto kurz die Überlegung, noch weiter vor zu fahren, dorthin wo die wenigen Hotelgäste stehen. Aber es fühlt sich ganz gut an so wie es jetzt ist und ich schlafe auch bald ein. Doch war ist das … ich schätze so gegen vier … Kommt jemand zu dem einzigen Auto, dass sonst noch dort stand und bleibt daneben stehen. Kommt in meine Richtung … und dann kommt genau das Auto, das vorher auch schon da war gefahren und stellt sich fast direkt neben mich. Okay, JETZT geht der Puls wirklich hoch. Was machen die da? 😱 Sie stehen und rauchen. Na gut, sie interessieren sich nicht für mich. Trotzdem. Puh, meine Nerven, die sind grad nicht gemacht für sowas. Kommt ein drittes Auto … Es gibt ein Hallo und dann gehen zwei in Richtung des Hotels und der dritte fährt weg. Wahrscheinlich war es nur der Sicherheitsdienst der Hotelanlage. 🙈
Naja, ein bisschen hab ich dann doch noch geschlafen, und das Frühstück am Strand war echt schön. Leider hatte ich den Sonnenhut vergessen, aber frau kann ja improvisieren. Ich lasse mir Zeit, genieße die Sonne, lese ein bisschen und reflektiere die Geschehnisse der letzten zwei Tage. Es ist mein Job, ich bin Therapeutin, andere darin zu unterstützen mit schwierigen Situationen umzugehen, da kommen persönlichen Lernmöglichkeiten doch immer recht. 🤪 Ich fühle mich schon viel sortierter und es kommt Vorfreude auf die weitere Tour auf.
Also, wohin soll es denn gehen? Hm, es ist warm, ein Ausflug in die Berge wäre toll. Was ist denn in Richtung Rijeka. 🤔 Ah, das Učar Gebirge. Sehr schön. Aber die Küstenstraße wäre schon auch toll … Dann sehe ich, dass ich mich gar nicht entscheiden muss. Ich kann die Küstenstraße bis Ičiči fahren und von dort aus auf den Berg. Juchhu, gesagt getan. Es geht ziemlich schnell ziemlich hoch hinaus, vorbei an Plombin, dass hoch oben thront, strebt die Straße wieder der Küste entgegen. Ein erster Fotostop ist möglich und bietet eine tolle Aussicht auf die Bucht. Dann biegt die Straße an die Küste ein und zieht sich kurvig am Hang entlang. Immer wieder gibt es schöne Ausblicke auf die Kvarner Bucht und die Insel Cres. Nur anhalten und fotografieren ist schlecht. Ein erster Stop in Breseč. Ein hübsches Örtchen mit ganz schmalen Gassen ist das und der kleine Bummel hat sich echt gelohnt.
Mir ist nach Eis und Kaffee … Aber die Hänge sind steil und nichts in Sicht. Bis nach Mošćenička Draga. Hach, die haben es aber nett hier. Und ein Eiscafé direkt am Strand gibt es auch, juchhu. Wie beinahe zu erwarten, Kaffee schläfert mich eben ein, ist mir auf der Weiterfahrt dann bald nach Mittagsschlaf. Direkt auf der Mole von Lovran ist nicht das schlechteste Plätzchen dafür. Frisch gestärkt rolle ich die letzten Kilometer nach Ičiči. Die Orte sind eng, der Verkehr wird mehr und Rijeka kommt immer mehr ins Blickfeld. Ich weiß nicht, aber große Orte sind irgendwie nicht meins.
Die letzte Nacht war stressig genug und ich will es nicht riskieren, im Nationalpark oben zu übernachten und die saftige Strafe zu kassieren, und hier unten ist an freies Stehen nicht zu denken wegen der Enge. Also checke ich kurzerhand im Opatija Camping in Ičiči ein. Ein naturbelassener terrassierter Platz, wo man sich seinen Stellplatz frei aussuchen kann. Super chice neu renovierte Sanitäranlagen und eine Treppe zum Strand gibt es auch. Nur die Straße nervt. Und später werden es dann auch die Nachbarn mit ihrer Musik tun.
Aber so gerüstet für die Nacht, breche ich gegen halb vier auf Richtung Učarpass. Und entdecke kurz vorher, in einem meiner ausgeliehenen Reiseführer, in die ich gar nicht mehr geschaut habe, dass ich dort ein Lesezeichen eingeklebt habe – und zwar direkt in der Nähe. Ja voilá, das passt ja wieder alles. Los geht´s, steil den Berg hinauf. Die vielen Serpentinen sind nichts für schwache Mägen, meiner scheint sich also schon ganz gut erholt zu haben, auch wenn ich immer noch keinen rechten Appetit habe. Erster Halt oben am Poklonpass. Eine tolle Aussicht gibt es da über die ganze Bucht! Leider aber kein gescheites Bild, weil eine Wasseranalge direkt im Blickfeld steht. Hier beginnt auch der Wanderweg auf den über 1400m hohen Vojak. Aber dafür ist es für mich heute zu spät. Vielleicht mit dem Auto … ein Stück weiter ist eine Straße. Doch die ist gesperrt und nur für Dienstfahrzeuge frei. Die Schranke ist offen, aber das mache ich trotzdem nicht, es ist schließlich ein Nationalpark.
Also weiter, über den Učarpass und auf der anderen Seite wieder ein Stück runter. Das Ziel heißt Vela Draga und verspricht eine fantastische Aussicht in einen Canyon mit bizarren Felsformationen. Auf dem Weg liegt eine schön gefasste Quelle direkt am Straßenrand. Das sprudelnde Wasser kam mir gerade recht, um noch einmal alle angestauten Emotionen und Gedanken der letzten Tag wegspülen zu lassen. Ich mache ein kleines Reinigungsritual und fühle mich belebt und erfrischt. Wasser ist eben heilsam und alle meine leeren Flaschen werden mit dem wohlschmeckenden Nass gefüllt. 💖
Wo ist denn jetzt der Canyon? Erstmal kommt die Schnellstraße und die Mautstelle für den Tunnel ins Blickfeld. Kurz danach jedoch der recht kleine Parkplatz, an dem der Lehrpfad beginnt. Und … das ist mit die krasseste Landschaft, die ich je gesehen habe. Ich bin zutiefst beeindruckt und verbringe etliche Zeit mit Fotografieren und Staunen. Blöderweise habe ich die festen Zustiegsschuhe im Auto gelassen und nur die normalen Halbschuhe an. Damit sollte man eigentlich auf dem ausgewiesenen Weg bleiben und nicht absteigen zu den Felsen. Aber die Versuchung ist groß und meine Erfahrung aus dem Elbsandstein kommt mir sehr zu Gute. Macht das aber bitte nicht, wenn ihr nicht absolute trittsicher und schwindelfrei seid, es geht steil runter! Auch die normale Aussicht ist toll.
Es ist schon gegen 18.00 Uhr und es liegen noch etliche Kurven abwärts vor mir. Also zurück, der Stellplatz ist ja gesichert. Ich will ja schließlich noch meinen Bericht abliefern und schauen, wie ich dieses Reisetagebuch auch in meinen Blog einbinden kann. Denn Dank eures tollen Feedbacks habe ich mich heute dazu entschlossen. Einen schönen Sonnenuntergang gibt es heute eh nicht, denn es hat sich zugezogen. So ist hier jetzt alles tiefenentspannt, bis auf die nervende Straße und die Musik der Campingnachbarn.