Am Abgrund
Der mystische Tod
Ich schlage wieder eines der selten angeschauten Bücher in meinem Regal auf. Lese etwas vom mystischen Sterbeprozeß, dem absoluten Übergeben des Ichs an das unbekannte Göttliche. Lese, dass das im Zen-Buddhismus der „große Zweifel“ genannt wird. Lese einen Vergleich mit dem Stehen an einer Klippe über bodenlosem Abgrund … Und dann lese ich:
Jesus drückte die Notwendigkeit des mystischen Todes, die unabdingbare Voraussetzung für die mystische Auferstehung, im Symbol des Weizenkorns aus:
„Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein, wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.“
Hm, wo nur habe ich genau dieses Zitat kürzlich gehört …. Oh. Bei der Beerdigung meines sehr gläubigen Onkels vorige Woche hat der Priester es bei der wirklich guten Trauerrede verwendet. Zufall, dass ich es nun ausgerechnet in einem Buch mit fast 700 Seiten aufschlage? Wohl eher eine Zeichen über die Tiefe des Prozesses, in dem (nicht nur) ich mich befinde. Wir werden sehen – oder eben nicht. ☺