Zwei Tage in der Camargue

Zwei Tage in der Camargue

Von Flamingos, Pferden und Sand

Zwei Tage in der Camargue

Nachdem ich gestern ein ganz entspanntes Frühstück am Strand von Saint-Marie-de-la-Mer genossen habe, will ich mich mal in den Trubel des Städtchens stürzen. Ich mag ja lieber pure Natur, aber so ein bisschen Sightseeing und ein Eis können ja nicht schaden … Leider findet das nicht statt. Es ist einfach zu voll – und kein Parkplatz zu bekommen. Auf den größeren Parkplätzen stehen jede Menge Womos und es sieht aus, als würden die Leute da wohnen. Wäsche flattert, Kinder fahren Fahrrad. Ach ja, da war doch was … Im Mai findet ein großes Fest der Sinti und Roma statt, wofür sie aus ganz Europa anreisen. Wahrscheinlich gehören die hier dazu und sind aus diesem Grund auch von der Stadt dort geduldet. Denn sonst herrscht überall striktes Parkverbot für Wohnmobile. Nur auf wenigen Plätzen kann man überhaupt anhalten damit – und ich bin mal wieder sehr sehr froh, den Trafic gekauft zu haben und nicht, wie ursprünglich vor vier Jahren gedacht, einen richtig ausgebauten Kastenwagen ala Fiat Ducato. Ich passe sogar unter den Begrenzungen durch, an denen 1,90m dran steht. 

Also nix wie raus aus dem Trubel und ein wenig durch die Landschaft gedüst. Vorbei am Etang de Vaccarés, dem größten der Brackwasserseen hier. Ach … da sind ja auch die berühmten Pferde. Doch ehe ich angehalten und die Kamera draußen hab, sind die beiden wundervollen Hengste verschwunden. Na, halb so schlimm, auf der anderen Seite steht ein Stute mit Fohlen im blühenden Gebüsch. Wunderschön sind sie, diese speziellen Pferde, die auch im Wasser grasen können. 

Weiter geht es zu den Salzgewinnungsstätten von Salines-de-Giraud. Eine Gewitterfront zieht heran und zaubert fantastische Kontraste zu dem rosa Wasser der Salinen. Es gibt direkt an der Straße einen kleinen Aussichtshügel, von dem man einen guten Blick hat. Wenn man direkt rein möchte in die Salinen, muss man zum Hauptgebäude am Ende des Ortes fahren und Eintritt bezahlen. Aber darauf habe ich keine Lust. Lieber noch etwas Landschaft gucken, an den Strand und auch schauen, wo es sich heute übernachten lässt.

Die Straße zum Plage de Piemanson führt schmal zwischen Wassern entlang und immer wieder stehen Flamingos und andere Vögel im flachen Wasser. Man kommt nicht so recht vorwärts, weil es ständig schön aussieht und man am liebsten anhalten würde. Geht aber leider nicht sehr oft. Man kann jedoch da hinten, es ist eine Sackgasse, sogar mit dem Auto auf einen begrenzten Bereich am Strand fahren. Coole Sache – aber natürlich ist übernachten verboten. 

Es wird schon langsam spät, also zurück und einen Platz gesucht. Vielleicht mit der Fähre über die Rhone und auf der anderen Seite? Vorher schaue ich aber noch im Ort. Ah, ein Friedhof mit schönem Parkplatz. Aber da ist ne Stromleitung nahe dran, mag ich gar nicht. Dafür gibt es hier Frischwasser für meine Kanister. Die Straße geht noch ein Stück Richtung Fluss. Nanu, was ist das … Ein verfallene Kirche. Na sowas. Die war sicher mal sehr hübsch. Davor könnte man auch stehen. Sehr ruhig und nahe am Fluss. Aber ein brummendes Wasserwerk daneben. Irgendwas ist ja immer 😉

Dann fällt mir ein, ich muss ja gar nicht Fähre fahren. Ich kann ja morgen auch einfach auf dieser Seite der Rhone wieder gen Westen. Also los, noch ein paar Kilometer, so viel Zeit ist noch. Und siehe da, im nächsten Ort findet sich ein sehr ruhiger Übernachtungsplatz. Ohne Wasser und irgendwas besonderes, dafür mit viel Grün vor der Nase. Ich schlafe denn auch sehr gut, und das war es ja, was ich heute dringend brauchte.

Am Morgen beschließe ich, den Tag noch in der Gegend zu verbringen und dafür dann am Sonntag zügig die restlichen 250 km Richtung Toulouse zu fahren. Ich düse gemütlich Richtung Le-Grau-du-Roi und dort „stürze“ ich mich nun endlich mal in die Zivilisation. In den letzten 6 Tagen war ich fast wie ein Einsiedler unterwegs und habe kaum mit jemandem gesprochen. Mag ich. Und fühle mich dabei auch nie einsam. Was in der Stadt unter Menschen schnell anders sein kann, weil die wenigsten allein unterwegs sind, schon gar nicht im Restaurant. Zum Glück finde ich sehr schnell und gut, worauf ich Appetit habe, wann immer ich an eine französische Küste komme: Moules Frites 🙂 Im Restaurant du Port sind sie ausnehmend freundlich und es geht auch sehr schnell. 

Noch ein Spaziergang durchs Städtchen. Was nicht so begeisternd ist, denn die meisten Läden hier sind wahre Touristenfallen. Es ist fast wie auf dem Vietnamesenmarkt im Elbsandsteingebirge an der tschechischen Grenze ;-). Kein Grund sich lange aufzuhalten. Dafür mündet der Cappuccino mit Sahne und Meerblick dann umso besser. Jetzt ein Mittagsschlaf am Strand und dann ein Stück weiter nach Westen … Das Schläfchen gelingt dann auch ganz gut, aber die nächste Gewitterfront nimmt mir die Entscheidung ab. Okay, nicht nach Westen, sondern in der Gegend bleiben. Also lasse ich den Tag ausklingen in der wundervollen Dünenlandschaft von L’Espiguette.

Der erste Parkplatz, auf dem ich theoretisch übernachten könnte, ist zwar okay, aber als ich vom Stand wieder komme, steht dort ein Mann neben seinem Auto und glotzt die ganze Zeit in meine Richtung. Ich „muddele“ ein wenig rum und hoffe, er verschwindet. Wechsele den Standplatz (der Parkplatz ist riesig), aber er bleibt. Und guckt. Wahrscheinlich ist er harmlos, aber es fühlt sich unbehaglich an. Also noch eine Runde fahren, vielleicht gibt es ja hier noch mehr zu sehen. Und, tatadada, so finde ich einen der schönsten Plätze, die ich bisher hatte, direkt hinter den Dünen am Strand. Und es ist sogar erlaubt, dort zu stehen. Ich wandere auch hier. Wo es ist, sage ich euch morgen 🙂 Gute Nacht.

 

 

 

 

 

 

 

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